Singen im Verein verbindet Menschen und macht Spaß
Mit einem Statement startete das Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion Günther Beuler aus Herschbach die Gesprächsrunde mit dem neugegründeten Chorverband Westerwald, an dem auch das Kreistagsmitglied und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wallmerod, Klaus Lüttkefedder, sowie MdL Gabi Wieland, Bürgermeisterin der Kreisstadt Montabaur, teilnahmen.
Beuler verwies auf die verbindende Funktion von Lied und Gesang im Verein sowie auf die identitätsstiftende Wirkung beim gemeinschaftlichen Singen und Musizieren.
Die CDU Kreistagsfraktion hatte den Vorstand des Chorverbandes Westerwald zu einem Informationsgespräch eingeladen. An dem Gespräch nahm eine Abordnung des GF-Vorstands unter der Führung ihres Vorsitzenden Alfred Labonte, dem Schatzmeister und Pressereferent Raimund Schäfer, sowie dem Verbandschorleiter Mario Siry teil.
Der Chorverband wurde erst im Januar diesen Jahres aus der Taufe gehoben. Er ist aus den ehemaligen Verbänden Unter- und Oberwesterwald hervorgegangen. Ihm gehören 73 Männerchöre, 12 Frauenchöre, 47 gemischte Chöre und 23 Kinder- und Jugendchöre an. Neben der Unterstützung der Kinder- und Jugendarbeit, hier strebt der Verband eine Plattform an, auf der sich diese Chöre präsentieren können, hat man die Open-Air-Veranstaltung unter dem Titel "ChorAktiv" ins Leben gerufen und bereits sechsmal erfolgreich umgesetzt. Ziel ist es, den Menschen das Hobby Chorsingen zu präsentieren und mit Begeisterung „anzustecken“.
"Die Chorlandschaft hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich verändert", so der Vorsitzende Alfred Labonte. „ die großen Männerchöre gibt es nur noch vereinzelt. Der Grossteil der Chöre bewegt sich im Bereich zwischen 20 und 30 Sängerinnen und Sängern. Dieser Verlust geht nicht unbedingt mit dem Verlust an musikalischer Qualität einher", so der Chorleiter Mario Siry. Die Anzahl der Chöre hat sich seit dem Jahr 2000 kaum verändert. Wohl aber die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger, die von 2900 auf 2250 zurück ging. Zuwächse sind bei den Kinder- und Jugendchöre zu verzeichnen und die Frauen erheben heute in vielen Chören ihre Stimme. Die Westerwälder haben immer noch eine vergleichsweise gesunde Chorstruktur, sind der stärkste Verband im Chorverband Rheinland-Pfalz und so wird er auch an dieser Stelle seinen Einfluss geltend machen.
Unnötige Schwierigkeiten gibt es aber auch,. So sei es ungerecht den kulturtreibenden Vereinen Hallenmiete in Rechnung zu stellen, die z.B. für sportliche Nutzungen frei sind. Für manche Vereine ist es nicht unproblematisch, die Miete für Veranstaltungsräume bei Konzerten in gemeindeeigenen Einrichtungen zu erbringen. Eine Möglichkeit, diese Situation zu verbessern, sei eine Kooperation mit den übrigen musiktreibenden Verbänden, den Kulturfördervereinen, Verbandsgemeinden, Städten und Gemeinden. In den Chören erhalten die Menschen eine musikalische Weiterbildung, entwickeln ihren kulturellen Horizont und finden Gemeinschaft und Freunde. Hier könnte auch die Kooperation mit der Kreismusikschule die individuelle technische Ausbildung verbessern.
Alle Gesprächsteilnehmer kamen zu der Einsicht, die Chöre sind als Kulturträger und musikalische Ausbilder zu erhalten und hier sollten alle Bemühungen in der Gesellschaft zielgerichtet ansetzen. Chöre sind nach wie vor wichtige Institutionen in der dörflichen Gemeinschaft und umrahmen viele kommunale Aktivitäten. Der Chorgesang wirkt nach wissenschaftlichen Studien als Gegenmittel und Prävention gegen psychischen Erkrankungen. Der Gesundheitsaspekt wird auch von den Verantwortlichen in der Politik noch zu selten erkannt und die notwendigen Konsequenzen abgeleitet.
In den jungen Generationen fehlt oft die Erfahrung der eigenen Singstimme. Ein Resultat der heutigen musikalischen Ausbildung in vielen Schulen, wo praktisch nicht mehr gesungen wird. Hier strebt der Chorverband Verbesserung der praktischen, musikalischen Bildung an und möchte Schulen unterstützen. In Kindergärten hat sich der Chorverband in der Vergangenheit mit der Aktion „Felix“ um Verbesserungen bemüht und unterstützt auch die Aktion SIMUKI in Kooperation mit weiteren Landesverbänden.
Verbandsbürgermeister Klaus Lüttkefedder informierte mit Stolz über den von der Verbandsgemeinde Wallmerod gegründeten Kinder- und Jugendchor, der durchaus als Modell für kommunales Engagement und Kooperation tauglich ist. Diskutiert wurde auch die Möglichkeit Kooperationen mit der Wirtschaft zu initiieren, z.B. als Patenschaft mit einem Chor, denn gute Freizeit- und Kulturangebot halten Familien und damit tragende Arbeitskräfte in der Region.
In der Runde wurde auch beklagt, dass bei Tagungen auf politischem und wirtschaftlichem Sektor – warum oftmals externe Kulturtreibende zur Umrahmung gesucht und verpflichtet werden. Dies trifft auch für die städtischen Kulturbüros und Veranstaltungsanbieter zu.
Raimund Schäfer informierte über den „runden Tisch der kulturtreibenden Verbände und Institutionen“ der auf Initiative des CVWw. vom Westerwaldkreis die Verantwortlichen zum Informationsaustausch zu einer Gesprächsrunde zusammen gebracht hat. Durch den Erfahrungsaustausch können die Organisationen von einander lernen und gemeinsame Interessen besser verfolgen. Hier wurde auch die Ungleich-Behandlung von Sport und Kultur bei der Ausstattung mit Infrastruktur und Gebührenerhebung für kommunale Einrichtungen angesprochen. In erster Linie erwarten die Vertreter der Sänger bessere Rahmenbedingungen zur Förderung der Chöre.
In der Runde wurde auch festgestellt, dass Chöre oft das Thema Imagepflege vernachlässigen und dadurch Nachteile in der öffentlichen Wahrnehmung haben. Der Chorverband Westerwald will sich hier sehr intensiv einbringen und hat dazu schon einige Aktionen gestartet, wie z.B. die Plakataktion „Sing mit, bleib fit“ oder die Fortbildung für Vorstandmitglieder in den Vereinen „Gestaltung von Printmedien“. Die nächsten Aktionen sind schon in der Planung.
Lebhaft wurde die Überalterung von Chören diskutiert, denn vor allem den Männerchören fehlt der Nachwuchs. Der Vorsitzende des CVWw. sieht hier ein Strukturwandel. Die Chöre werden sich künftig überregional orientieren, musikalisch definieren und nicht mehr wie früher örtlich formieren. Auf Grund der heutigen Lebenserwartungen können auch z.B. Ü65-Chöre entstehen, die dann keine Rücksicht auf Arbeitszeiten nehmen müssen und mit Leichtigkeit einen Chorleiter finden der gerne am Vormittag probt.
In vielen Chören wird der Wandel über Projektchöre vollzogen, was aber durchaus kontrovers diskutiert wurde. Durch die fehlende Verpflichtung zur festen Mitgliedschaft im Verein, der üblichen Verpflichtungen zur Mitwirkung bei kommunalen Veranstaltungen oder dem Friedhofsbegang droht den Vereinen ein zunehmender Rückgang. Andererseits wurden schon in vielen Chören über den zeitlich begrenzten Projektchor neue Chormitglieder gewonnen oder der Projektchor wurde Basis für die Zukunft als gemischten Chor, der dann mit vollen Reihen neue musikalische Wege gehen kann.
Der fusionierte Chorverband vertritt nicht nur die genannten Vereine, Sängerinnen und Sänger, sondern auch die rund 2600 fördernden Mitglieder und sieht sich als Dienstleister für seine Mitglieder. Er kann mit seinem gut besetzten Vorstand und seiner Position im Landesverband die Zukunft der Chorszene mit gestalten, will Brücken schlagen zu Politik, Wirtschaft, Kulturen, Regionen und den Menschen die für das Chorsingen noch zu begeistern sind.
"Alles in Allem ist der Chorverband Westerwald auf einem guten Weg in die Zukunft auch unter sich verändernden Bedingungen. Wir werden uns den neuen Herausforderungen stellen und sie offensiv gestalten", so die einhellige Meinung des Vorstandes.